Die Geburtsstunde des Rock 'n' Roll
Offiziell wird als Geburtsstunde des Rock 'n' Roll oft der 12.4.1954 genannt. An diesem Tag hat Elvis Presley "That´s all Right Mama" in seiner Heimatstadt Memphis aufgenommen. Übrigens ist Elvis Presley, der King of Rock 'n' Roll mit der Schmalzlocke und dem unwiderstehlichen Hüftschwung eigentlich von Beruf Lastwagenfahrer gewesen. Andere Freunde der Musikrichtung Rock 'n' Roll sehen allerdings Billy Haleys' "Rock around the Clock" als die Geburtsstunde. Bekannt wurde das Lied so richtig durch den Film Blackboard Jungle (die Saat der Gewalt), es war der Titelsong des Films. Eigentlich stammt das Lied ursprünglich von Sonny Dae and his Knights und wurde einige Jahre zuvor veröffentlicht.
Was ist Rock 'n' Roll?
Der Begriff Rock 'n' Roll stammt aus den 30er Jahren. In Verbindung mit Musik gebracht, hat ihn das erste Mal der DJ Alan Freed in einer Radioshow, und zwar im Jahre 1951. Er wollte damit eine Stilrichtung benennen, die sich aus dem Swing heraus über den Blues ab den 20er Jahren entwickelt hat. Es handelte sich um einen Ausschnitt des Liedes "Rock-A-Beaten' Boogie" von Bill Haley & His Comets, den er als Jingle verwendete. Die schmetternden und fordernden Töne trafen die Sprache der Jugend. Sie war in Aufruhr.
Interessanterweise bedeutet Rock 'n' Roll zwar übersetzt nur harmlos "Wiegen und Wälzen", stand aber tatsächlich als Synonym für sexuelles "miteinander Herummachen". Aber auch der Tanzstil findet sich in dem Begriff wieder. Er ist bis heute doppeldeutig.
Damals endete der Krieg - in Amerika aber auch im westlichen, besetzten Deutschland herrschte Nachkriegsstimmung. "Hurra, wir leben noch". Gerade die jüngeren Menschen hatten kein Interesse mehr an den sittlichen, ruhigen Texten der hauptsächlich weißen Liedermacher. Sie konnten sich auch nicht mit ihnen identifizieren. Somit ist Rock 'n' Roll die Musik von jungen Menschen für junge Menschen geworden.
Der älteren Bevölkerung waren die Inhalte zu vulgär, zu aggressiv und vor allem zu sehr gegen das Establishment gerichtet. Sie verabscheuten die brüllenden, tanzenden Halbstarken. Aus der Perspektive der braven Bürger verführten diese Banausen ihre Töchter zur Unzucht und veranlassten Männer zu Gewalt. Wirklich falsch verstanden haben das die Eltern damals nicht, die Musik war Rebellion.
Die musikalische Basis des Rock 'n' Roll
Entwickelt hat sich der Rock 'n' Roll aus Swing, Folk, Country, Rhythm ’n’ Blues sowie zum kleinen Teil aus Gospelgesang. Auch Einflüsse der Westernmusik, Schlagern und althergebrachter Tanzmusik finden sich im Rock 'n' Roll wieder.
Das Ergebnis dieser neuen kraftvollen Musik ist Ausdruck von Energie, Lebensfreude und Aufbruch. Veränderung lag in der Luft. Jetzt waren die jungen Leute an der Reihe. Unterstützt wurden und werden die rhythmischen Klänge mit Klatschen, auf die Schenkel Klopfen und anderen Tönen durch Körperbeklopfen. Spannend ist auch, dass Rock 'n' Roll-Sänger kaum gelernte Sänger waren. Sie sangen aber laut und deutlich, denn die Textinhalte sollten verstanden werden. Neologismen (Wortneuschöpfungen) und die Erfindung von Lautsilben (Babbabelubapbababambang - aus Tutti Frutti), um eine Melodie zu erzeugen, sind ebenfalls typisch für den Stil.
Hintergrundwissen
Countrymusik und Westernmusik stammen aus dem Westen Nordamerikas. Sie wurde vor allem von Angloamerikanern zelebriert, die Volkstümlichkeit ehrten.
Rhythm ’n’ Blues wurde vor allem in den großen Industriestädten gehört, ebenfalls von der englischsprachigen Bevölkerung und wurde in vielen Ghettos der Industriestädte gespielt.
Später entwickelten sich aus dem Rock 'n' Roll die Beatmusik, Pop, Soul und der Rock.
Folgende Musikinstrumente sind aus den Liedern nicht wegzudenken:
- Gitarre
- Bassgitarre oder Kontrabass
- Gesang, teilweise eher sprechend
- Schlagzeug
- entweder zusammen oder einzeln das Klavier und das Saxofon
Wichtige Vertreter des Rock 'n' Roll
(Die Auflistung ist nicht abschließend, die Reihenfolge ist zufällig)
- Little Richard
- Fat Domino
- Chuck Berry
- Billy Haley
- Elvis Presley
- Chuck Berry
Rock'n'Roll als Evergreen bei Tanzwettbewerben
Noch heute ist der aufregend schnelle Tanz aus dem Tanzsport nicht wegzudenken. Über alle Generationen hinweg wird er begeistert getanzt und interpretiert. Besonders schöne Beispiele finden sich im Internet auch von Fred Astaire, einem der berühmtesten Tänzer aller Zeiten.
Musicals wie "Buddy Holly" lassen die Zeit wieder aufleben. Sie geben einen authentischen Eindruck in das Lebensgefühl, welches mit dem Rock 'n' Roll verbunden ist.
Im Vergleich zu anderen schnellen Tänzen werden bei Rock 'n' Roll auch oft akrobatische Elemente (Airials) eingebunden. Die Frauen sind darum oft sehr leicht und klein während die Männer durchaus groß und stark gebaut sein sollten, um bei den Hebefiguren und Wurfelementen sicher zu stehen. Die Outfits sind nicht selten von leuchtenden Farben und Glitzer geprägt, sie erinnern tatsächlich oft an Elvis Presleys schimmernde Bühnenoutfits.
Wie lässt sich das Lebensgefühl Rock 'n' Roll in drei Worten beschreiben?
Wild, Anti-Establishment, unsterblich!
Und letzteres in doppeltem Sinne.
Selbst in der heutigen Zeit gibt es eine ganze Bewegung unter dem Namen Rockabilly. Sie ist geprägt durch weit geschwungene typische Kleider, fetzige Anzüge, Pin-Up Girls und viel Spaß. Tatsächlich ist aber Rockabilly eine Musikrichtung, die sich vom Rock 'n' Roll ein wenig abgespalten hat. Heute werden beide Begriffe oft synonym gebraucht.
Damals kam 1956 fast parallel zum neuen Beat auch die Bravo auf den Markt. Sie war ein Dorn in den Augen vieler Erwachsener. Sie strotzte vor Tipps zu Mode, Schminke und Make-up, Frisuren und Informationen über die Bühnenidole. Starschnitte folgten etwas später. Lebensgroße hüftschwingende laute Männer konnten als Pappfigur in die Zimmer des Nachwuchses einziehen. Seit Jahrzehnten wirkt dies unspektakulär, aber in den 50ern wollten die Eltern lieber ein Kreuz, Rosenkranz oder Stickbilder in den Zimmer Ihrer Sprösslinge sehen.
Kleider und Jacken waren mit Nieten besetzt, die Röcke wurden kurz, die Hemden bunt. Der Petticoat steht wie kein anderes Kleidungsstück für den Rock 'n' Roll.
Junge Männer, die nach dem Stil ihrer Idole lebten, wurden Halbstarke genannt. Während der Deutschlandtournee von Billy Haley gab es Randale und Massenschlägereien.
Wissenswertes
Gegenspieler der Bewegung waren Existenzialisten, die Ihre Vorbilder in Camus und Satre fanden und deren Musik der Jazz war.
Auch James Dean und Blue Jeans gehören in die Zeit des Rock 'n' Roll. Junge Menschen wurden von der Filmindustrie entdeckt und groß gemacht. Die Masse suchte nach und fand darin endlich passende Idole.